Vor einigen Jahren habe ich Maximilian Semsch bei seinem Vortrag „What a Trip – mit 15 km/h bis ans Ende der Welt“ kennengelernt. Maximilian ist ein Weltreisender, der mit dem Fahrrad von München nach Singapur gefahren ist. Als Botschafter für das E-Bike fahren umrundete er bei seinem bisher größten Abenteuer Australien. Aktuell ist er in Deutschland mit seiner neusten Vortragsreihe „Abenteuer Deutschland“ unterwegs. Daher habe ich ihn zu einem Interview gebeten, damit er mal erzählt, was er auf den 7.500 Kilometern in Deutschland erlebt hat.
Hallo Max wie begann es mit dem Radreisen?
Ich bin mit 21 Jahren zu meiner ersten Weltreise aufgebrochen. Geplant war ein Jahr, am Ende wurden es drei. Ich reiste zunächst mit Bus und Bahn, hatte aber nach wenigen Wochen das Gefühl, nix zu sehen und an allem nur vorbei zu rasen. Ich wollte ein Transportmittel, das mich individuell von A nach B bringt, wenig kostet und viel Freiheit bietet. Also habe ich mir in Indien für umgerechnet 20€ ein Fahrrad gekauft. Ohne Gangschaltung, 25 kg schwer und ich hatte jeden Tag mindestens einen Platten. Aber ich war angefixt, bin in fünf Monaten damit 2.500 km durch Indien gefahren und bin dem Fahrrad bis heute bei meinen Reisen treu geblieben. Später kaufte ich mir dann ein Rad mit Gangschaltung in China.
Nach deiner Tour „What a Trip“ und der Australien Rundreise hat dich als nächstes Reiseziel Deutschland am meisten gereizt. Wieso?
Mir wurde klar, dass ich mich in Thailand oder Australien besser auskennt, als im eigenen Land. Vielleicht liegt es am älter werden, aber ich war irgendwann wirklich neugierig was man als Deutscher im eigenen Land sehen und erleben kann. Nach meiner Tour muss ich auch wirklich sagen, dass Deutschland eines der vielfältigsten und interessantesten Länder war, die ich bisher beriet habe. Bei 75.000 km Radfernwegen ist es möglich, das ganze Land zu bereisen und nur Radwege zu benutzen, ohne (oder nur sehr selten) auf der Hauptstraße fahren zu müssen. Das können nicht viele Länder bieten.
Welches Bundesland kannst du empfehlen und warum?
Ganz ehrlich, eigentlich jedes. Für mich hatte jedes Bundesland seinen Reiz und es hängt natürlich davon ab, was man sehen will. Berge, Meer oder doch lieber am Fluss entlang, in Deutschland ist es kein Problem. Bei Bundesländern wie z.B. Brandenburg oder Sachsen-Anhalt hatte ich im Vorfeld keine hohen Erwartungen und dachte mir: „Na ja, musste halt durch, wenn du alle 16 Bundesländer besuchen willst.“ Von der Natur und der Schönheit war ich dann besonders angetan und überrascht.
Was hat dich unterwegs am meisten beeindruckt?
Die Hilfsbereitschaft und Gastfreundschaft. Das kannte ich so bisher nur aus anderen Ländern und dachte nicht, dass ich sowas auch im eigenen Land erleben kann. Ständig wurde ich eingeladen, sei es zum Essen, Übernachten oder auf ein Bier. Ich musste irgendwann für mich die „Zwei-Bier-Regel“ eingeführt, d.h. max zwei Bier am Abend, sonst hätte ich jeden zweiten Abend einen Vollrausch gehabt und ich vertrage vor allem am nächsten Morgen Alkohol nicht allzu gut.
Aber auch landschaftlich hat mich die Heimat überzeugt, ich war hin und weg, wie viele unglaubliche schöne Ecken es gibt. Egal ob im Elbsandsteingebirge, am Darßer Weststrand, in der schwäbischen Alb oder auf der Zugspitze. Es gibt wirklich viel zu sehen.
Auf deinen letzten Touren warst du allein oder mit deiner Freundin unterwegs. In Australien habt Ihr dann geheiratet. Wieso hast du beim Abenteuer Deutschland Mitreisende bzw. Begleiter gesucht?
Das mit den Mitfahreren hatte ich auch schon in Australien vor, da hat es leider nicht so gut geklappt. Jetzt in Deutschland habe ich mich mit über 200 Leuten getroffen, von der Religionslehrerin, über den Graffity-Sprayer bis hin zur Ski-Sprunglegende Jens Weißflog, der mit mir durch das Erzgebirge gefahren ist. Ich wollte nicht mit einem Reisführer in der Hand die 10 touristischen Hotspots abklappern, sondern ich wollte, dass mir die Leute ihre Heimat zeigen, denn niemand kennt sich vor Ort besser aus, als die Lokals. Und das hat auch wunderbar funktioniert, an vielen Highlights wäre ich ohne meine Begleiter einfach dran vorbeigefahren.
Wieso fährst du mit einem E-Bike deine Touren? Fehlt da nicht der sportliche Reiz?
Ich reise nicht mit dem Rad wegen des sportlichen Reizes, sondern weil ich die optimale Geschwindigkeit habe und viel sehe und erlebe. Wenn ich sportlich Radfahren will, steige ich auf’s Rennrad. Aber mir ist klar, dass ich mit 33 Jahren von vielen belächelt werde oder Kopfschütteln ernte. Ich finde die Technik genial und sehe mich auch als Botschafter für E-Mobilität und möchte den Leuten zeigen, dass ein E-Bike nicht die Vorstufe zum Rollator ist. Außerdem trete ich immer noch, es ist kein Motorrad. Jemand der seit 15 Jahren Radreisen unternimmt oder Fahrrad fährt, wird sicherlich nicht so schnell auf ein E-Bike umsteigen und das ist auch gut so. Viele hatten aber bisher vielleicht noch nicht die Motivation eine Radreise zu unternehmen, da sie keine Lust haben auf körperliche Überanstrengung im Urlaub. Mit einem E-Bike kann heute wirklich jeder eine Radreise unternehmen, egal bei welchem Fitnesslevel er steht und das möchte ich den Leute da draußen zeigen und ihnen Lust auf’s Radfahren machen.
In deiner Dokumentation zu Australien sah man auch viele Szenen wo es Pannen gab bzw. du an der Tour gezweifelt hast. Hab es ähnliche Situationen auf der Deutschland Tour?
(lacht) In dem Punkt war die Deutschlandreise dann wohl ziemlich langweilig. Auf 7.500 km hatte ich noch nicht mal einen Platten.
Was darf auf deinen Radtouren auf keinen Fall fehlen im Gepäck?
Für mich mittlerweile natürlich die Kamera mit Zubehör, das nimmt vom Gewicht her einen Großteil der Ausrüstung ein. Ansonsten bei einer Tour durch Deutschland auf jeden Fall vernünftige Regenausrüstung, ein gutes Buch und Sonnencreme.
Was sind deine nächsten Projekte? Gibt es schon Ideen?
Ich bin gerade einmal vier Monate wieder zurück und noch damit beschäftigt die Deutschland Reise aufzuarbeiten. Am Sonntag 05. Februar findet in München (13 Uhr; Gabriel Flimtheater) die Premiere des Vortrags zur Deutschlandreise statt, da gibt es noch sehr viel zu tun, somit bleibt noch keine Zeit sich Gedanken über das nächste Projekt zu machen. Es gibt aber noch viele weiße Flecken auf der Weltkarte, die ich noch sehen möchte. Ich befürchte nur, ein Leben wird nicht ausreichen, um alles zu schaffen …
Termine zur Vortragsreihe „Abenteuer Deutschland“ findet Ihr auf Maximilians Webseite. Für alle die es nicht erwarten können haben wir was ganz besonderes im Gepäck!
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Teilnahmeschluss ist der 31.01.2017 um 23.59Uhr.
Die Gewinner werden per Zufallsprinzip ausgelost und via Facebook PN von uns benachrichtigt.